Die Entwicklungen der letzten Jahre in der Sicherheits- und Antriebstechnik von Kraftfahrzeugen stellen auch die Feuerwehren vor Herausforderungen. So ist die Anzahl von Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen dank der stabileren Fahrgastzellen zwar rückläufig, wenn es aber doch dazu kommt, ist die Befreiung für die Rettungskräfte anspruchsvoller und komplexer geworden. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, fand am vergangenen Wochenende das erste abteilungsübergreifende Seminar zur Unfallrettung der Freiwilligen Feuerwehr Ettlingen statt, an dem auch Gäste aus den Nachbarwehren Malsch, Marxzell und Waldbronn teilgenommen haben.
Am Freitagabend wurde den 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Dominik Müller, der langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ettlingen ist und bei der Berufsfeuerwehr Karlsruhe arbeitet, der theoretische Hintergrund vermittelt. Anhand von kurzen Planübungen und mit Einsatzbildern und -videos gespickten Präsentationen wurden die wesentlichen Basics anschaulich dargestellt. Neben der standardmäßigen Vorgehensweise bei Verkehrsunfällen wurden Möglichkeiten zur Sicherung von Fahrzeugen, die auf der Seite oder auf dem Dach liegen, gezeigt. Hierbei wurden auch die Besonderheiten durch alternative Antriebe berücksichtigt, wodurch sich beispielsweise der Schwerpunkt vom Motor zur Batterie verschieben kann oder Gefahren durch Hochvoltleitungen zu beachten sind. Auf Basis von internationalen Studien wurde deutlich, dass der in den letzten Jahrzehnten vermittelte Grundsatz, den Patienten überaus schonend aus dem verunfallten Fahrzeug zu retten, zu viel Zeit kostet, in der innere Blutungen eine viel größere Gefahr darstellen können als eine eventuelle Wirbelsäulenverletzung. Stattdessen gilt der neue Ansatz „Treat and Run“, bei dem die Zeit an der Einsatzstelle möglichst kurzgehalten werden soll.
Nach einem kurzen Impulsvortrag stand der Samstag ganz im Zeichen der Praxis: Am Vormittag wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Dominik Müller, seinen Kollegen Philip Föry und Andreas Nötzel und den Maschinisten-Ausbildern der Freiwilligen Feuerwehr Ettlingen, Matthias Müchler und Michael Roth, an vier Stationen die Grundlagen vermittelt. Andreas Nötzel hat an Schnittmodellen die Funktionsweise der hydraulischen Rettungsgeräte demonstriert und als Anschauungsmaterial unterschiedliche Airbags mit dazugehöriger Gaskartusche mitgebracht, die in modernen Fahrzeugen an vielen Stellen eingebaut sind und wegen des hohen Druckes vor dem Einsatz von Rettungsgeräten identifiziert werden müssen. An weiteren Stationen wurde der Aufbau der Geräteablage, die Sicherung von aufeinanderstehenden Fahrzeugen und der Umgang mit dem Mehrzweckzug sowie der Seilwinde geübt.
Nach dem Mittagessen wurde an vier weiteren Stationen das Erlernte in die Praxis umgesetzt. So galt es, eine im Beinbereich eingeklemmte Person zu befreien und durch das Heck zu retten. Bei einem PKW in Dachlage wurde eine große Seitenöffnung geschaffen. Dabei werden beide Türen und die dazwischen befindliche B-Säule entfernt.
Ein weiterer PKW in Dachlage musste mittels Mehrzweckzug und Seilwinde auf seine Räder gestellt werden. Außerdem wurde die Vorgehensweise bei LKW-Unfällen vermittelt und die Rettung des Fahrers an einem Feuerwehrfahrzeug geübt.

Zum Abschluss der Veranstaltung zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschafft, aber sehr zufrieden. Einhelliges Feedback war, dass das Seminar als sehr lehrreich und anschaulich empfunden wurde und in dieser Art unbedingt fortgesetzt werden soll. Ein großes Dankeschön gilt den Ausbildern Dominik Müller, Philip Föry, Andreas Nötzel, Matthias Müchler und Michael Roth sowie dem Organisator und stellvertretenden Feuerwehrkommandanten Fabian Keller.