Am Vormittag des 30. Juni 2018 konnte Abteilungskommandant Martin Baureithel eine Vielzahl interessierter Teilnehmer von Feuerwehr und verschiedenen Ret-
tungsorganisationen im Feuerwehrhaus in Ettlingen begrüßen. Ebenso begrüßen konnte er Herrn Oberbürgermeister Johannes Arnold, Herrn Bürgermeister Dr.
Moritz Heidecker, den stellvertretenden Kreisbrandmeister Ulrich Koukola, Vertreter der Integrierten Leistelle, sowie der Berufsfeuerwehr Karlsruhe

Als erster Referent des Tages übernahm Markus Gänger, Notallmanager der Deutschen Bahn AG, das Wort. Dieser berichtet in seinem Vortrag über das Notallmanagement der Deutschen Bahn AG sowie über die möglichen Gefahren an Einsatzstellen in Gleisanlagen. Die größte Gefahr gehe von den Eisenbahnfahrzeugen selbst sowie den Oberleitungen aus. Die Züge sind spurgebunden (somit besteht keine Ausweichmöglichkeit) und können - je nach Zugart - bis zu 300 km/h schnell fahren. Dies bedeutet zum einen lange Bremswege und zum anderen in unmittelbarer Nähe eine nicht zu unterschätzende Sogwirkung. Von der Oberleitung gehe aufgrund einer Spannung von dauerhaft 15.000 Volt eine sehr große Gefahr aus. Daher darf der Sicherheitsabstand von 1,5m zur Oberleitung niemals unterschritten werden. Bei einer herunterhängenden Oberleitung beträgt dieser Abstand 10m, wenn noch keine Erdung durchgeführt wurde.
Der Notfallmanager wies auch auf folgende Sicherheitsregeln hin: niemals in gesperrten Gleisen aufhalten, nicht auf Schienenköpfe treten, im Gleis nicht laufen, Rutschgefahr auf Schwellen sowie das fernbleiben von Weichen. Zum Abschluss ging Herr Gänger noch auf die Aufgaben eines Nofallmanagers ein. Diese sind benannte Vertreter der DB AG mit zusätzlicher Ausbildung. Eine ständige Erreichbarkeit
eines Notallmanagers ist gewährleistet. Diese werden von der Notfallleitstelle der Deutschen Bahn alarmiert. Zu den wesentlichen Aufgaben des Notfallmanagers gehören im Ereignisfall unter anderem das Sicherstellen des Schutzes der vor Ort tätigen Einsatzkräfte gegen Gefahren aus dem Eisenbahnbetrieb, die Sicherstellung bzw. Durchführung der Bahnerdung der Oberleitung, soweit dies erforderlich ist, sowie die fachliche Beratung des Einsatzleiters für Fragen im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbetrieb. Durch das Notfallmanagement erfüllt die Deutsche Bahn ihren gesetzlichen Auftrag, beim Brandschutz und der Technischen Hilfeleistung mitzuwirken. Zu seinem Aufgabengebiet gehört es, während oder nach einem Ereignis den Bahnbetrieb ganz oder teilweise wieder aufzunehmen. Dabei stimmt er sich mit der Einsatzleitung vor Ort ab.

Nach einer kurzen Kaffeepause berichtet Katharina Sommer als zweite Referentin des Tages vom Notfallmanagement der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Frau Sommer erläuterte zu Beginn, dass die AVG im Gegensatz zur Deutschen Bahn keine eigenen Notfallleitstellen betreiben. Diese Aufgabe übernehmen die Fahrdienstleiter oder Zugleiter. Auch gibt es bei der AVG entgegen der Deutschen Bahn kein Fax an die Leitstelle, welches die Sperrung eines Gleisbereiches betätigt. Dies erfolgt nur mündlich durch den Fahrdienstleiter oder des Notfallmanagers. Des weiteren wies Sommer auf die Streckenkilometrierung über sogenannte Hektometer-Tafeln hin, die alle 200 Meter entlang einer Bahnstrecke aufgestellt sind. Dies sei für die Fahrdienstleiter eine wichtige Angabe um die genaue Lage der Einsatzstelle an die Rettungskräfte sowie den Notfallmanagern weitergeben zu können. Als nächstes wies Katharina Sommer die Anwesenden auf die Mindestabstände beim Einsatz von Strahlrohren hin. Diese betragen bei Niederspannungm1m bei Sprühstrahl und 5m bei Vollstrahl. Bei Hochspannung betragen die Abstände 5m und 10m. Zum Abschluss berichtete Frau Sommer, dass die Bahnen der AVG über Kurz-Weg-Registriergeräte (KWR) verfügen. Dabei handelt es sich um elektronische Fahrtenschreiber. Im Rahmen des Ausbildungstages der Freiwilligen Feuerwehr Ettlingen, fand am Nachmittag eine große Bahnübung am Bahnhof in Ettlingen West statt. Die Ausgangslage stellte sich wie folgt dar: Eine mit zahlreichen Fahrgästen besetzte Straßenbahn der AVG fuhr in einen auf den Gleisen stehenden Arbeitszug. In der Folge wurden die Fahrgäste und die Arbeiter sowie der Triebwagenführer durch die Wucht des Aufpralls verletzt. Der Triebwagenführer war zudem zwischen den beiden Schienenfahrzeugen eingeklemmt. Die Freiwillige Feuerwehr Ettlingen und der Rettungsdienst wurden nach Eingang der Alarmmeldung gegen 13:45 Uhr zum Übungsobjekt alarmiert. Nach dem Eintreffen musste zunächst die Lage erkundet werden und der Einsatzleiter verschaffte sich ein Überblick über das Szenario. Schnell wurde klar, dass es mehrere Verletzte an der Einsatzstelle zu beklagen gibt. In der Folge wurden vom ersteintreffenden Rettungsdienst weitere Rettungsmittel und der organisatorische Leiter nachgefordert. Um den Gleisbereich betreten zu können, musste jedoch zuerst die Oberleitung abgeschaltet werden. Hierzu wurde der Notfallmanager angefordert, welcher sich um die Erdung der Leitung kümmerte. Im Anschluss konnten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Ettlingen und der zur Unterstützung herbeigeeilten Freiwilligen Feuerwehr Rheinstetten, mit der Rettung der Verletzten beginnen. Insgesamt mussten 16 Verletzte von der Feuerwehr gerettet und anschließend vom Rettungsdienst behandelt werden. Auch von der Berufsfeuerwehr Karlsruhe sollten Kräfte an der Übung teilnehmen. Aufgrund von mehreren Realeinsätzen im Stadtgebiet musste auf die Unterstützung der Berufsfeuerwehr Karlsruhe kurzfristig aber leider verzichtet werden. Die Integrierte Leitstelle Karlsruhe wurde ebenfalls realitätsnah in die Übung eingebunden. Am Nachmittag konnte die Übung erfolgreich beendet werden und der Ausbildungstag wurde im Feuerwehrhaus Ettlingen bei einem Abschlussgespräch zur praktischen Übung beendet. Einen großen Dank geht an die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) Karlsruhe, für die Koordinierung zur Sperrung und Umleitung des Gleises und aktiven Unterstützung bei der Übung vor Ort.

Bericht:
Kreisfeuerwehrverband Karlsruhe
Patric Paulus, Fabian Geier
Bilder:
Patric Paulus